ev.-luth. Kirche St.-Martini zu Güntersen 

Kaum ein Ort in Südniedersachsen ist ohne Kirche. Jede, ob evangelisch oder katholisch, prägt das Dorfbild. Jede hat auch ihre Eigenarten, ist anders als die Anderen. Hier geht es um die Kirche St.-Martini in Güntersen. Über die St.-Martini-Kirche selbst ist nicht viel mehr bekannt, als dass sie wahrscheinlich von Dransfeld aus im frühen Mittelalter gegründet wurde. Dieser Zeitpunkt des Entstehens wird geschätzt, weil viele Kirchen im 11. und 12. Jahrhundert zu Ehren des Heiligen Martin erbaut wurden, so etwa auch die in Adelebsen. Zur gleichen Zeit wie im Nachbarort Barterode muss dann um 1734 ein Neubau erfolgt sein. Davon zeugt noch eine Inschrift über der Kirchentür: 

Hoc aedis christianae domicilium poni curaverunt generosissimi domini patronorum per nobilissimum Friedericus Bodo et  Otto Henricus  de Adelebsen  heroici evangelicae doctrinae promotores  A.O.R. MDCCXXXIIII 

Die Übersetzung: 

Die sehr großzügigen Patronats- sowie Adelsherren Friedrich Bodo und Otto Heinrich von Adelebsen, heldenhafte Förderer der evangelischen Lehre, haben dafür gesorgt, dass dieses Domizil eines christlichen Gebäudes im Jahre 1734 erstellt wurde.



Zur Zeit des bauhandwerklichen Treibens brauchten die Gemeindemitglieder jedoch adäquaten Ersatz zur Durchführung ihrer Gottesdienste. Dankenswerterweise stellten die glaubenstreuen Gebrüder Conrad und Stephan Witthuhns ihre Scheune zur Verfügung. Die Darlehen für die Baukosten hatten die Günterser über lange Jahrzehnte abzutragen, denn besonders reich war die örtliche Kirche in ihrer Geschichte nie. In den 50er Jahren ließen die Bauherren die Kanzel jedoch nicht mehr als Altaraufsatz, sondern seitlich und erheblich niedriger anbringen zu Lasten der Autorität des Predigers? Das barocke Himmelfahrtsbild der Altarrückwand verschwand anno 1961 nach Eberhausen als Altarbild. 

Flügelaltar im Original mit Kanzelaufsatz

Den Blickfang in der Mitte des Passionsalters bildet die Szene der Kreuzigung. Sie wird umgeben von vier Heiligenfiguren. Oben links Petrus, oben rechts Paulus, unten links Nikolaus von Myra und unten rechts Cyriakus. Die Reliefs der Flügel sind über Kreuz zu lesen: Beginn oben links mit Gethsemane, dann unten rechts der Judaskuss, weiter unten links die Kreuztragung und zum Schluss oben rechts die Auferstehung. Diese Sichtweise wurde bewusst angelegt, denn die Sehlinien kreuzen sich zweimal im Mittelpunkt der Altars, der Kreuzigung. Die Abendmahls-Darstellung in der Pedrella scheint nicht aus der gleichen Zeit zu stammen, denn die Schnitzereien sind wesentlich primitiver und mit Sicherheit von anderer Hand. Flügelaltar

Die Malerei der Flügelaußenseiten stammt unzweifelhaft von einem Maler aus dem Salzburgischen. Dargestellt werden hier vier Szenen aus der Jugendgeschichte Christi. Auf dem linken Flügel oben die Verkündigung an Maria, darunter die Geburt Christi. Auf dem rechten Flügel oben die Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenland, darunter der Kindermord zu Bethlehem. Ansicht des Flügelaltars bei geschlossenen Flügeln

Einen kleinen Trost allerdings für das schlechte Geschäft des Christian Reinhold vor ca. zweieinhalb Jahrhunderten gestanden die Kirchenoberen zu Güntersen der Gemeinde in Grone zu: Im Jahre 1983 ging die Petrusfigur, die aus den Kanzelschnitzereien stammt, als Dauerleihgabe an St.Petri in Grone zurück. Petrusfigur